Wir verwenden Cookies auf unserer Website.
Einige davon sind für das Funktionieren der Website notwendig, über andere können Sie entscheiden.
Seien wir mal ehrlich: Müllmanagement ist nicht gerade eines der Lieblingsthemen bei der Organisation von Veranstaltungen. Doch so sehr dieser Bereich auch als „Nebenprodukt“ behandelt wird, um so wichtiger ist es, dass er mehr in den Vordergrund rückt. „Jeder dritte Festivalbesucher lässt nach ein paar Tagen Weltflucht sein Zelt einfach stehen.“, erwähnt Jacob Bilabel, der Begründer des Nachhaltigkeits-Thinktanks „Thema 1“ im Interview mit der Süddeutschen. Und Mülltrennung scheint es in der bunten Welt der Festivals auch noch nie gegeben zu haben. „Für viele gehört zum Festivalerlebnis das Eintauchen in eine andere Welt. Das ist wie ein kleiner Urlaub, in dem man den Pass abgibt und sagt: Jetzt bin ich für drei Tage jemand anderes. […] Und für viele gehört zu diesem extremen Erlebnis, am Ende fast nomadisch aufzubrechen und alles da liegen zu lassen.“, erzählt Bilabel weiter. Dass Besucher von Festivals, aber auch von anderen Veranstaltungen, auch mal aus ihrer Traumwelt aufgeweckt werden dürfen, ja gar müssen, wollen wir euch in diesem Artikel näher bringen. Doch auch beim Thema Müll muss nicht gleich die harte Moralkeule geschwungen werden. Es geht auch anders.
Müllstationen auf Veranstaltungen und Festivals müssen keine trostlose Albtraum-Landschaft sein. Sie können sich ganz einfach in die kreative Gestaltung eures Events einfügen. Wer vor einer Müllstation mit dem Gedanken „Wow, hier sieht‘s ja schön aus, hier möchte ich nicht meinen Abfall so achtlos hinwerfen“, stehen bleibt, kann sogar Freude daran empfinden, seinen Müll säuberlich zu sortieren. So weit erst mal die Idee. Doch bevor ihr euch nun voller Kreativität eurem Müllkonzept widmet, kümmert euch um die folgenden Schritte:
1. Regelung der örtlichen Mülltrennung
Wie viel Sinn macht es überhaupt, Müll zu trennen - wird der getrennte Müll auch wirklich getrennt recycelt oder fließt am Ende doch wieder alles zusammen? Auf was genau müssen wir beim Bereitstellen des Trennsystems achten? Viele Firmen nehmen z.B. keinen Biomüll an, also fragt dazu nochmal explizit nach. Die Müllverwertung wird von Stadt zu Stadt anders geregelt. Informiert euch am besten bei der zuständigen Firma, wie es dort gehandhabt wird. Die Mitarbeiter können euch für die Organisation wertvolle Tipps geben. Vielleicht wollt ihr sogar der Firma einen kleinen Besuch abstatten, um euch deren Recycling-Konzept genauer anzuschauen.
2. Organisation des Container-Standortes
Wo werden überhaupt die Müllcontainer aufgestellt? Ein weiterer wichtiger Punkt ist, in Erfahrung zu bringen, ob die Container, in die die einzelnen Mülltonnen vom Veranstaltungsareal regelmäßig entleert werden, überhaupt auf eurem Gelände Platz finden. Falls nicht, müsst ihr euch eine bereits existierende Container-Station in der Nähe suchen. Unter Umständen gibt es dort nur Allzweck-Container, worin letztendlich der fein säuberlich getrennte Müll wieder vermischt wird.
3. Standorte der Mülltonnen
Wo ist es sinnvoll, die einzelnen Tonnen aufzustellen? Schaut euch den Lageplan eures Geländes an und überlegt, wo Mülltonnen wirklich sinnvoll sind. Ganz klar zum Beispiel an den Ein- und Ausgängen, sowie auf den Campingplätzen. Auch an den Essensständen und an Orten, wo sich viele Menschen sammeln, sind Mülltonnen wichtig.
4. Müllsäcke und Mülltonnen bestellen
Wie viel braucht‘s eigentlich? Sobald ihr über die Standtorte für die Müllstationen entschieden habt, könnt ihr Müllsäcke und -tonnen bei der Stadt oder Gemeinde bestellen. Achtung: Es werden nicht automatisch unterschiedlich farbige Tonnen geliefert. Um euren Gästen die Mülltrennung leichter zu machen, ist dies aber sehr sinnvoll. Fragt also gleich bei der Bestellung nach unterschiedlich farbigen Tonnen.
5. Gestaltung der Müllstationen
Wie können die Müllstationen ansprechend konzipiert werden? Nun geht‘s ans Kreative. Wie könnt ihr eure Besucher dazu bringen, aus Lust und Freude Müll zu trennen, ja vielleicht sogar an mancher Müllstation verweilen zu wollen, weil diese so schön hergerichtet ist? Welche Art von Gestaltung spricht euer Zielpublikum an? Welche Meinung hat diese zum Thema Müll? Mann kann die Konzeption der Stationen auch mit coolen Spielen, interessanten Infotafeln oder einem Künstler-Parcours verbinden. Denkt bei aller sprudelnder Kreativität aber auch an die Praktikabilität. Müssen die Müllstationen Nachts beleuchtet werden? Wie können wir das Trennkonzept möglichst leicht verständlich für alle machen?
6. Müll-Awareness
Wie können die Gäste auf das Müllthema aufmerksamer gemacht werden? Neben einer ansprechend gestalteten Müllstation könnt ihr eure Gäste auch noch anders dazu bewegen, ihren Müll vor Ort zu entsorgen oder mitzunehmen. Zum Beispiel könnt ihr kurze und knackige Durchsagen vor oder nach Konzerten organisieren. Oder ihr platziert einen ansprechenden Artikel in eurer Veranstaltungs-Broschüre. Auch die Essensstände in euer Müllkonzept einzuweisen ist unabdinglich. Eventuell könnt ihr mit diesen ein Pfandsystem verhandeln oder vereinbaren, dass sie nur recyclebares Geschirr herausgeben. Ein Manko hat allerdings das recyclebare Geschirr: Sehr viele Marken werden bei den Abfallverwertungsfirmen (noch) nicht gesondert behandelt und landen einfach im normalen Restmüll. Informiert euch darüber also vorab, bevor ihr irgendwelches Geschirr bestellt. Bei kleineren Veranstaltungen sind auch Spülstraßen zum selber Spülen eine gute Lösung. Hierzu würde gut passen, cooles Mehrweg-Geschirr, z.B. faltbare Teller aus nachhaltigem Plastik oder Emailletassen als Merchandiseartikel anzubieten.
7. Das Müllteam
Wer macht was, wie, wann und wo? Für die Zeit der Veranstaltung müsst ihr auf jeden Fall zusätzliche Mitarbeiter/Helfer für das Abfallmanagement einstellen. Die Tonnen müssen regelmäßig gelehrt werden. Sucht euch dafür am besten Zeiten aus, zu denen sehr wenige Gäste auf dem Platz sind, z.B. Nachts oder früh Morgens. Überlegt euch dennoch Möglichkeiten, wie die Mülltonnen möglichst reibungslos gelehrt werden können, wenn der Platz voller Menschenmassen ist. Lastenräder sind hier z.B. eine prima Mülltransportmöglichkeit. Vor allem beim Abbau der Veranstaltung benötigt es Menschen, die sich um die Endentsorgung kümmern. Muss der Müll nochmal durchsortiert werden? Wer baut die Stationen ab? Denkt an dieser Stelle unbedingt auch an das Bestellen von Arbeitshandschuhen und ggf. Masken für die Crew!
8. Müll darf Spaß machen!
Auch wenn es eine stinkende Angelegenheit ist: sich um das Thema Müll zu kümmern, ist eine ehrenwerte Aufgabe, die total Spaß machen kann! Man sieht sofort die Wirkung des eigenen Schaffens, tut der Umwelt einen großen Dienst und spürt die Freude an körperlicher Arbeit. Damit das auch so bleibt, ist ein guter Team-Spirit unabdingbar. Überlegt euch am besten einen coolen Team-Namen, einen „Schlachtruf“ und stylische Arbeitskleidung.
Quellen: